Seit unserem letzten Blogeintrag ist wieder eine Menge passiert. Wir verbrachten ein paar entspannte Tage im modernen und gut organisierten Kunming, unserer ersten chinesischen Großstadt, die sich mit breiten Radwegen und "Customer-Bike-Parkingplaces" sehr radfahrfreundlich präsentierte. Wir gönnten uns eine fantastische, traditionelle chinesische Massage und genossen das riesige, internationale Frühstücksbuffet unseres Hotels, um genügend Kraft für die bevorstehenden Radstrecken entlang der Ausläufer des Ost-Himalayas zu tanken.
Die nächsten 400km in die Stadt Dali, durch Industriegebiete und weniger spannende Landschaften, entschieden wir mit dem Bus zurückzulegen. Wir waren wirklich froh, uns nicht mit dem Rad durch den dichten, schwarz-rußenden Schwerverkehr auf katastrophalen Asphalt kämpfen zu müssen.
Touristisch geprägte Orte wie Dali (und auch der wenige Tage später erreichte Ort Lijiang) haben für uns Vor- und Nachteile. Zum einen geniessen wir den höheren Standard in Form von Sauberkeit, Essensauswahl und englischen Sprachkenntnissen. Andererseits sind wir aber immer schnell davon "gesättigt" und halten es meist nicht länger als einen Tag in den fast schon zu künstlich wirkenden Orten aus. Fotographierende Chinesen strömen in großen Gruppen durch die engen Gassen, immer hinter der Frau mit dem roten Regenschirm her. Und es wird geknipst was das Zeug hält. Wir werden natürlich auch aufgenommen, aber das sind wir ja von der Straße schon gewohnt. Trotz strahlendem Sonnenschein sind hier Regenschirme allgegenwärtig, denn Blässe ist das Schönheitsideal schlechthin.
Unsere nächste Etappe über mehrere Pässe führte durch fruchtbare Täler und somit stark landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Es ist Weizenernte...und auch wir tragen unseren Teil dazu bei: Weizenpflanzen werden einfach auf die gesamte Straße gelegt und der darüberfahrende Verkehr trennt durch die Reibung die Spreu vom Weizen. Teilweise strampeln wir mehrere hundert Meter durch diese Weizenpflanzen und verlieren dabei leider auch schnell an Geschwindigkeit.
Bestellten wir unser Abendessen Tage zuvor noch "a la carte", gestaltete sich selbiges zwischendurch in einem Provinzörtchen wieder mal schwieriger. Man schaut uns teils neugierig, teils verschüchtert an und flüchtet dann kichernd in die Küche. Wir marschieren kurzerhand hinterher und suchen uns die Zutaten selber aus - es war sehr lecker, aber am nächsten Tag hatten unsere Verdauungssysteme schwer zu tun ;-)
Doch auch unsere Nervensysteme sollte an diesem Tag nicht zu kurz kommen. Bei einem Passanstieg wurden wir von einem chinesischen Militärkonvoi buchstäblich überrollt. 180 rußende LKWs (wir haben nicht mitgezählt...sie waren nummeriert) ballerten hupend an uns vorbei. Die Zeremonie war nur am Straßenrand sitzend mit Oropax und Mundschutz zu ertragen. Unglaublich!
Es wird Zeit die Straße für ein paar Tage zu verlassen und so entschieden wir uns für einen zweitägigen Trek durch eine beeindruckende Berglandschaft, die so genannte Tiger Leaping Gorge. Der tosende Yankt Ze River schlängelt sich hier durch eine atemberaubend tiefe Schlucht zwischen schneebedeckten 5000er Bergen. Die Wanderung war sehr abendteuerlich und nicht selten kraxelten wir auf allen Vieren am steilen Abhang entlang. Wir genossen die Ruhe und Atmosphäre in den Bergen und fühlten uns in unserer kleinen, kurz zuvor organisierten internationalen Gruppe sehr wohl. Über einen Norweger in Peking lebend und einem französischen Pärchen in Hanoi lebend lernten wir noch viel über die von uns bereisten Länder.
Trotz anstrengender Fahrrad- und Wanderetappen entschieden wir uns in den darauffolgenden Tagen nach Shangri-La, dem Tor zu Tibet auf einem Plateau von 3200m, weiterzufahren und wurden auf unseren Strecken mit einem einzeigartig blauen Himmel, klarer Luft und einer grandiosen sowie im Sonnenlicht farbenfrohen Berglandschaft belohnt.
03.05.09
Immer schön bergauf
Eingestellt von Kilometerstatistik
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
7 Kommentare:
O mei o mei o mei, mir wird ja schon ganz flau im Magen vom Lesen und schwindlig vom Sehen so mancher Bilder, obschon sie wunderschön sind. Jedenfalls ist Euch das Lachen noch nicht vergangen, und das soll auch so bleiben bis zum Ende Eurer Reise. Dass Euch weiterhin Mut, Ausdauer, Kraft, Freude nicht verlassen wünscht Euch Eure M/I
Ich kann mich der Mumse nur anschließen. Schon allein beim Betrachten Eurer Trek Fotos durch die Berglandschaft, möcht ich aus Sicherheitsgründen lieber in die Knie gehen und mich an meine Zimmerwand drücken. Ich könnt den Ausblick gar nicht richtig genießen an Eurer Stelle, beneide Euch aber dennoch oder gerade deshalb sehr darum.
Lasst es Euch weiterhin gut gehen. Und ich freu mich, wenn wir vielleicht bald mal wieder telefonieren.
Hab Euch lieb.
Wir sind am Wochenende 2% der Strecke, die ihr bis jetzt hinter euch gebracht habt um die Müritz geradelt...extrapolieren wir jetzt unsere Popser-Prellungen und -wehwechen auf 2% der Strecke mit Eurer Streckenlänge gehen wir gedanklich voll Hochachtung vor Euch in die Knie!! Ihr seid die Größten.
Passt weiter gut auf euch auf. Wir freuen uns schon auf Euch.
Föse und Fösin
Also, um die Trekkingtour beneide ich Euch wirklich, um die Kilometer bergauf per Rad eigentlich nicht. Ich bin gerade mal im Stande von zu Haus in den Prater zu fahren :-)
Also, haltet durch, so langsam geht´s ja dem Ziel entgegen.
Viel Spaß und liebe Grüße von Balkonien, Rika
Da bleibt einem die Spucke weg.
Ich weiß, dass wird manchen nicht passen was ich jetzt frage, aber es muss sein, wenn ich die Bilder sehe!
Ihr wollt wirklich wieder zurück? Chinesisch lernt sich bestimmt schnell und ihr habt ja bewiesen, mit Händen und Füßen gehts auch!
Ich wünsch noch ganz viele solcher Bilder. (uns natürlich auch)
Bis neulich
Drea+tom+lotte
Wenn ich euren Bericht so lese kommt es mir vor als wenn ihr gern dem Lärm entfliehen wollt . Aber Berlin ist doch laut und hektisch,das wird eine große Umstellung werden, denn ihr kommt doch wieder?! Ich zähle jetzt die Tage bis ihr wieder hier seid.Weiterhin viel Power für die Berge. Kuß Mumsi Grete
Hallo ihr Zwei, ich verfolge noch immer - mittlerweile schon wieder 4Wochen in Deutschland- mit Begeisterung Eure Route:) Passt auf Euch auf und genießt (hoffe ich jedenfalls) die letzten Kilometer! Liebe Grüße,Steffi
Kommentar veröffentlichen